Ein Bad im Wald:
Zur Ruhe kommen, Entspannen, Durchatmen

Ein Bad entspannt. Damit ist nicht das Spaßschwimmen im Freibad gemeint, auch nicht die sportlichen Runden in der Schwimmhalle, sondern das ruhige Bad zu Hause alleine in der Badewanne. Baden entspannt, wenn wir uns ganz auf uns und unsere Umgebung konzentrieren, das Handy auf Flugmodus stellen, keine Musik hören und auch kein Buch lesen, sondern einfach den Moment genießen, die Geräusche und Düfte auf uns wirken lassen. Vielleicht wurde die japanische Methode des bewussten Walderlebens genau aus diesem Grund „Shinrin Yoku“ genannt – übersetzt in etwa: „In der Waldatmosphäre baden“.

Waldbaden auf Rezept

Bei Shinrin Yoku geht es um Entspannung, Entschleunigung, Runterkommen, Durchatmen – alles Aspekte, die auch bei einem gemütlichen Schaumbad eintreten können. Doch tatsächlich ist der Effekt im Wald erheblich stärker als im eigenen Badezimmer. Die natürliche, grüne Umgebung wirkt sich in mehrfacher Hinsicht positiv auf unseren Körper und unsere Psyche aus, das wurde bereits durch verschiedene Studien und Experimente bewiesen. So fand Dr. Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio heraus, dass schon ein Tag im Wald die Zahl unserer natürlichen Abwehrzellen um fast 40 Prozent steigern kann. Zudem aktiviert ein Aufenthalt zwischen Bäumen unseren Parasympatikus, den sogenannten Ruhenerv. Dieser sorgt dafür, dass unser Körper weniger Stresshormone ausschüttet und unser Blutdruck sinkt. Aus diesem Grund zählt Shinrin Yoku in Japan und Südkorea bereits seit einigen Jahren offiziell zur Gesundheitsvorsorge und Stressbewältigung und kann sogar auf Rezept verschrieben werden.

Bewusstes Naturerleben

In Deutschland wird das Thema Waldbaden ebenfalls immer präsenter, zugleich wächst aber auch die Skepsis. „Viele glauben, Waldbaden sei nur etwas für Esoteriker, weil sie es mit dem Umarmen von Bäumen verbinden. Andere wiegeln ab, denn sie meinen, ein einfacher Spaziergang tue es auch. Waldbaden ist aber viel mehr als das!“, betont Jürgen Dawo, erfolgreicher Unternehmer und Gründer des WaldResort Hainich in Thüringen. „Es geht um ein achtsames Eintauchen in die Waldatmosphäre, das bewusste Erleben und Empfinden der Natur mit allen fünf Sinnen. Den meisten Menschen fällt genau dies aber schwer – sich vollkommen auf den Wald und sich selbst einzulassen. Ständig schwirren die Gedanken um die Arbeit, die Familie, das Hobby: Nur noch schnell diese WhatsApp lesen, eine Mail beantworten, das perfekte Foto für Instagram schießen … Deswegen spielen Atem-, Achtsamkeits- und Verwurzlungsübungen beim Shinrin Yoku eine große Rolle. Wir müssen wieder lernen abzuschalten und bewusst im Hier und Jetzt zu leben.“

Den Kopf frei kriegen

Ein Bad im Wald bedeutet Ruhe. Ruhe in der Umgebung, Ruhe bei den Tätigkeiten und Ruhe im Kopf. Sich langsam bewegen, stehen bleiben, hinsetzen, über die Rinde eines Baumes streichen, den Vögeln lauschen, den Wind in den Kronen rascheln hören … „Niemand muss dabei einen Baum umarmen. Aber wer möchte, kann das natürlich tun“, sagt Dawo. 2017 eröffnete er das WaldResort am Nationalpark Hainich. Er bezeichnet es als Deutschlands erstes Regenerationsresort für Körper, Geist und Seele. Dort entwickelte er zusammen mit seinem Team die Hainich ShinrinYoku-Methode, die das Waldbaden unter anderem mit Walderfahrung kombiniert. „Viele Menschen haben im Alltag wenig Kontakt zur Natur. Sie können nur noch die wenigsten Pflanzen benennen, wissen nicht, welche essbar sind oder heilende Wirkung haben“, erklärt er. „Wenn man diesen Menschen die Pflanzenwelt wieder nahebringt, öffnen sie sich der Natur und nehmen sie wieder bewusster wahr. Dann setzt die Entspannung ein und die Teilnehmer können sich für den Stress des Alltages wappnen. Genau das ist das Ziel unserer Hainich ShinrinYoku-Methode.“

Ein Bad im Weltnaturerbe

Dass das Resort am Nationalpark Hainich liegt, ist dabei kein Zufall. Mit rund 5.000 Hektar ist er der größte nutzungsfreie Laubwald Deutschlands und zählt zum UNESCO Weltnaturerbe. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts war dieses Gebiet in militärischer Hand, durfte nicht betreten oder forstlich bewirtschaftet werden. So konnte sich eine einzigartige Flora und Fauna entwickeln, in der ein Bad zu einem einzigartigen Erlebnis wird. Doch auch ohne solch einen eindrucksvollen Wald könne man ShinrinYoku anschließend in den eigenen Alltag integrieren, betont Dawo. „Es reicht der Wald um die Ecke oder der Stadtpark“, hebt Dawo hervor. „Ja, die Achtsamkeits- und Atemübungen können sogar am Schreibtisch oder kurz vor einem Meeting angewandt werden. Dann helfen sie, sich neu zu fokussieren und die Konzentration zu steigern.“ Weitere Informationen zu ShinrinYoku gibt es unter unter www.shinrinyoku.de und www.waldresort-Hainich.de.

Quelle: GPP